Blogland – Blogger Relations / Corporate Blogging

Die bloggende Geschäftsführerin

Interview mit Andrea Gastager über „Glücksküstenschnack“

Dienstag, 05. August 2014

In Helgoland ging´s los, heute ist Amrum an der Reihe und der letzte Beitrag wird Ende August aus Lübeck kommen – der Blog „Glücksküstenschnack“ berichtet drei Monate lang über 30 Orte in Schleswig-Holstein. Die Beiträge stammen aus der Feder eines 13-köpfigen Autorenteams der Tourismusagentur Schleswig-Holstein. Wer nun glaubt, die PR-Praktikanten und -Assistenten müssen wieder herhalten, um möglichst billig möglichst viel zu arbeiten, der liegt dieses Mal glücklicherweise nicht richtig. Auf „Glücksküstenschnack“ bloggt sogar die Geschäftsführerin.

Ein Praxisbeispiel, das mich näher interessiert hat. Weiß ich aus meiner Beratungspraxis doch, dass die Kommunikationsabteilungen oft noch bei der Geschäftsführung gegen verschlossene Türen laufen, wenn Sie das Wort „Blog“ in den Mund nehmen. Oder der Haltung „Darf nichts kosten, ist doch belanglos“ erleben. Was Andrea Gastager, Geschäftsführerin der Tourismusagentur darüber denkt und wie es ihr als Bloggerin so ergeht, hat sie mir in einem Interview verraten

Frau Gastager, waren Sie ohnehin schon ein Fan von Blogs oder haben Sie mit Glücksküstenschnack einfach mal ein Experiment gewagt, um das Medium besser kennenzulernen?

Reisen sind bei mir Beruf und Hobby. Reiseblogs faszinieren mich schon lange. Sie sind echt und spiegeln die persönliche Meinung des Autors wider. Der Blog „12 Städte in 12 Monaten“ von Meike Winnemuth aus Hamburg ist so ein Beispiel. Dieses Konzept wollte ich als Start in meinen Job bei der Tourismus-Agentur auf Schleswig-Holstein übertragen. 30 Orte. 3 Monate. 1 Blog: So ist unser Glücksküstenschnack entstanden! Eine besondere Kommunikation für meine „Antrittsbesuche“ im Land.

Wie ist es Ihnen ergangen, als sie ihren ersten Blogbeitrag geschrieben und veröffentlich haben?

Natürlich war ich gespannt und auch etwas aufgeregt, wie die Resonanz sein wird. Aber es lohnt sich mutig zu sein. Die Idee wurde von der Presse und vor allem unseren Partnern im Land, aber auch über unsere Grenzen hinaus, sehr gelobt. Das freut das Team und mich sehr.

Sie haben jetzt die Praxiserfahrung: Welche charakteristischen Eigenschaften muss ein guter Blogbeitrag Ihrer Ansicht nach im Gegensatz zu anderen Texten der Unternehmenskommunikation aufweisen?

Dem Leser muss sofort klar sein, dass dieser Blog über das Urlaubsland keine plumpe Werbung ist. Das erreichen wir, indem wir nicht in der Sprache eines Werbers schreiben, sondern so, als würden wir den eigenen Freunden von unseren Glückserlebnissen erzählen. Absolut subjektiv und persönlich. Damit unterscheidet sich der Blog ganz klar von anderen Darstellungsformen in der Unternehmenskommunikation – und das ist auch gut so! Und passt zu unserem echten Norden.

Wie erleben Sie aktuell die Resonanz auf den Blog?

Über 22.000 Besuche haben wir seit dem Start im Juni registriert. Jeden Monat ziehen wir mehr Leser an, zuletzt stiegen die Zugriffe um 30 Prozent. Das freut uns natürlich. Noch wichtiger als die Statistik sind aber die Rückmeldungen unserer touristischen Partner und natürlich unserer Gäste. Bei ihnen kommt unser Stil richtig gut an, das ist entscheidend.

Sie haben ein dreizehnköpfiges Team um sich herum. Das allein zeigt, dass solch ein Projekt sehr aufwendig ist. Können Sie an dieser Stelle anderen Institutionen einen Hinweis geben, wieviel Zeit für einen vergleichbaren Blog bestenfalls eingeplant werden sollte?

Man sollte den Aufwand eines Blogs nicht unterschätzen. Neben dem technischem Aufbau, ist die redaktionelle Arbeit und damit die Qualität der Texte und Fotos absolut entscheidend. Jeder im Team trägt seinen Teil zum Blog bei. Das Team und ich übernehmen diese doppelte Belastung gerne an, aber es bedeutet auch, dass wir noch bis spät in die Nacht an den Beiträgen feilen. Das Ergebnis aber entschädigt diesen Aufwand. Nicht umsonst sind viele Blogger Profis. Nebenbei kann man einen guten Blog nicht umsetzen. Er braucht schon alle Kraft und Leidenschaft.

„Blogger schreiben doch nur unnötigen Kram, den eigentlich keiner braucht“ – was halten Sie von dieser häufig geäußerten Meinung?

Ich glaube unser Glücksküstenschnack und vergleichbare Projekte beweisen täglich, dass diese Art der Kommunikation geschätzt wird. Natürlich weicht es von den klassischen journalistischen oder werblichen Formen ab: Aber genau das wollen wir. Wenn wir uns die sozialen Netzwerke ansehen, stellen wir fest: Kommunikation mit unseren Gästen findet nicht von oben herab, sondern längst auf Augenhöhe statt. Alte Muster werden es in Zukunft schwer haben, die Zielgruppen zu erreichen. Unser Blog verbindet uns mit unseren Gästen!


Nachtrag vom 5. September 2014: Der Glücksküstenschnack war in den Sommermonaten ein so großer Erfolg, dass seine Laufzeit verlängert wurde. Statt den eigentlich angedachten drei Monaten werden es nun 12 Monate sein. Das neue Motto lautet daher jetzt “365 Tage, 60 Orte, 1 Blog”. Formal ändert sich am Konzept nichts - lediglich die Frequenz der Beiträge wird auf durchschnittlich drei Beiträge pro Monat reduziert.

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