Vermarktung im Web 2.0
Wertmarken fürs Leben erobern Blogosphäre
Montag, 10. Juni 2013
Kleine farbenfrohe Papierschnipsel erobern seit einiger Zeit das Internet und sind inzwischen auch in Lifestyle-Magazinen und DIY-Büchern angekommen. Wie traditionelle Eintrittskarten bzw. Pfandmarken kommen sie daher. Als Rolle oder als Einzelstücke in schimmernden Tütchen: die „Wertmarken fürs Leben“. Sie versprechen Sonne, Erfolg und Glück oder sind Gutscheine für einen Kuss, eine Einladung oder eben eine Kleinigkeit zum Geburtstag.
Dass aus der zauberhaften Idee der Wertmarken eine Erfolgsgeschichte wurde, wäre ohne Web 2.0 wohl kaum möglich gewesen. Oder etwa doch? Antworten gibt es von Andrea und Christian Pfaff, den Erfindern der „Wertmarken fürs Leben“ von der Feinen Billetterie.
- Wann habt Ihr begonnen, die Wertmarken fürs Leben zum Verkauf anzubieten und welche Gedanken habt Ihr Euch damals zur Vermarktung gemacht?
- Nachdem die „nur mal so“-Idee für die Wertmarken vor knapp 2 Jahren soweit gediehen waren, dass wir unsere erste Auflage produzierten, war der erste Ansatz, einfach mal zu schauen, was die Leute überhaupt dazu sagen. Diesen Test machten wir auf der „Kunstmeile“ im hessischen Bensheim. Über Preise, Deko, Vermarktung und Co. hatten wir uns eigentlich keine Gedanken gemacht. Die Reaktion war überwältigend. Wir zauberten den Leuten ein Lächeln ins Gesicht und da wussten wir, dass wir einen Nerv getroffen hatten. In der Folge machten wir jeweils kleine Schritte, um die Idee der Feinen Billetterie weiter zu entwickeln. Eine kleine selbstprogrammierte Website, bei der Bestellungen noch über Email liefen, eine Facebook-Seite, eine kleine Aussendung an ein paar Magazine und so etwas. Danach wurden wir von einer Sympathiewelle überrollt und mussten uns wieder was Neues ausdenken, wie es weiter geht. An der Step-by-Step-Vorgehensweise hat sich bis heute nichts geändert. Immer wieder stellen wir uns die gleichen Fragen: „Wie machen wir jetzt weiter?“, „Können wir das bezahlen?“, „Könnte das klappen?“, etc. Ist ein bisschen „Management by Hectic“, aber macht Spaß.
- Inzwischen sind Blogger Relations ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wichtigste Bestandteil Eurer Marketingaktivitäten. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Wettbewerb unter Hochzeitsbloggern, der dazu aufrief, die Wertmarken in eine Hochzeitsfeier zu integrieren. Wie ist es in der Regel: Entwickelt Ihr die Kooperationsideen gemeinsam mit Bloggern? Macht Ihr fertige Vorschläge? Oder wenden sich Blogger an Euch?
- Stimmt, einen Großteil unserer Bekanntheit haben wir Blogs zu verdanken, die sich ganz zu Anfang einfach bei uns gemeldet haben, weil sie die Wertmarken toll fanden. Der Kontakt war und ist immer sehr persönlich. Und genau aus den individuellen Interessen entwickeln sich Ideen für schöne Kooperationen. Der DIY-Hochzeitsbloggerinnen Contest entstand mehr oder weniger zufällig, als die Bloggerinnen zeitgleich auf einer Veranstaltung ein paar Tütchen mit unseren Marken bekamen. Aus einer Laune heraus beschlossen die Mädels, sich gegenseitig zu challengen. Als wir Wind davon bekamen, haben wir gesagt, dass wir einen Preis für die schönste Kreation vergeben. Und dann ging’s los. In anderen Fällen wenden wir uns an Blogs, die uns gefallen und fragen, ob wir nicht einmal etwas Gemeinsames machen wollen und entwickeln eine Idee. Hier gilt die Faustregel, dass es beiden Seiten Spaß machen soll. Es gibt also keinen Standard, sondern immer nur die Kooperation auf Augenhöhe. Das ist uns sehr wichtig. Wir laden keine Kampagnen ab. Das machen nur Werber. Und die verstehen meist gar nicht, worum’s in der Blogosphere geht.
Allerdings geben wir auch einigen Bloggern Nachhilfe. In Vergangenheit wurden wir oftmals von Youngstern angehauen, ob sie nicht Wertmarken bekommen können – sie würden auch über unseren Shop berichten. Denen haben wir gesagt, dass wir es viel spannender finden, wenn sie drüber schrieben, was sie mit unseren Marken machen würden. - Eure Facebook-Seite ist davon geprägt, dass Ihr regelmäßig zeigt, wie Menschen die Wertmarken in ihrem Alltag kreativ verwenden. Wie wichtig ist es im Web 2.0, mehr über die anderen, als über sich selbst zu sprechen?
- Wir verkaufen keine Flachbildschirme, sondern eine „emotionale Halbware“. Das bedeutet, unsere Wertmarken werden erst in den Händen ihrer neuen Besitzer zu etwas Besonderem. Die einen basteln damit, die anderen überreichen mal eine Rolle Glück, andere wiederum verzieren Geschenke, kleben die Marken in Poesie-Alben, machen Scrapbooking, und, und, und… Wir sind immer total neugierig darauf, was die Leute mit unseren Marken so anstellen und lassen uns davon begeistern. Insofern ist das Teilen der Ideen und das Vorstellen anderer Kreativer ein wesentlicher Bestandteil unserer Kommunikationswelt. Dass wir alle daran teilhaben lassen, gehört für uns einfach dazu.
- Widmet Ihr Euch auch noch der klassischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder schaffen es die Wertmarken in die Zeitung, weil Redakteure im Internet auf sie aufmerksam werden?
- Anfänglich haben wir Redaktionen angeschrieben und gesagt „Hey, wir haben hier was, das Euch vielleicht interessieren könnte.“ Das war in vielen Fällen erfolgreich. Mittlerweile kommen viele Magazine auf uns zu, weil sie im Web über uns gestolpert sind. Wir werden auch weiterhin den direkten Kontakt auf redaktioneller Basis suchen, aber das ganz gezielt. Zum Beispiel wäre es toll wenn in diesem Jahr nicht nur über die „niedlichen Tickets“ berichtet wird. Schön wäre es, die Hintergründe um uns und die Produktion mehr auszuleuchten. Wir glauben, dass es für viele Leute interessant sein könnte, zu erfahren, wie aus ganz normalen Menschen plötzlich nächtliche Päckchenpacker werden.
- Welchen Tipp würdest Du kleinen Unternehmen geben, die sich mehr Präsenz im Internet wünschen?
- „Banden bilden“ – das haben wir neulich auf einem Blog-Workshop als Motto herausgegeben. Sprich: man muss sich mit Leuten vernetzen, die man mag und denen die eigene Idee gut gefällt. Wenn man wie wir kein Geld hat, um Werbung zu schalten, dann kann man mit Zeit, Know-how und Produkten in die Kommunikation gehen. Die Wege sind vielfältig: man kann selbst Beiträge für andere Blogs schreiben, man kann gemeinsam mit Bloggern aber auch anderen Unternehmen oder Shops kooperieren, man kann aus seinen Kunden Markenbotschafter machen, indem man sie testen, bewerten oder auf andere Weise teilhaben lässt. Wichtig ist, dass man von seiner Sache begeistert ist und diese Flamme auch weiter reichen kann.
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