Blogland – Blogger Relations / Corporate Blogging

Liebe Frau Lazando!

Unternehmen sollten sponsored posts akzeptieren

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Liebe Frau Lazando,

herzlichen Glückwunsch! Sie haben einen wirklich spannenden Job erwischt: Sie kümmern sich im Namen des Unternehmens, bei dem Sie angestellt sind, um die Zusammenarbeit mit Bloggern. Und Ihr Unternehmen bietet keine Schweizer Taschenuhren oder Fußpilzcreme an, nein, es gehört zur Modebranche. Es bringt Frauen vor Freude zum Schreien. Es liefert die neuste Mode direkt ins Haus. Wenn das keine gute Voraussetzungen sind, um mit der großen Schar an Lifestyle-Bloggern tolle Kooperationen auszutüfteln.

Sie haben in letzter Zeit allerdings keine so guten Erfahrungen mit Bloggern gemacht, ist mir zu Ohren gekommen. Da haben einige Kooperationen gar nicht so geklappt wie geplant.

Frau Lazando, lassen Sie es mich Ihnen erklären: Blogger haben etwas zu verlieren. Und zwar das, was ihr größtes Kapital ist: Ihre Glaubwürdigkeit. Sie haben so etwas wie eine Online-Moral. Dazu gehört ein fester Vorsatz – jedenfalls wenn es professionelle Blogger sind: Sie kennzeichnen unterstützte Beiträge als „sponsored post“. Damit ihre Leser nicht irgendwann das Gefühl bekommen, dass sie nur noch über Sachen schreiben, für die sie Geld oder andere Boni bekommen haben. Damit ihnen niemand mangelnde Transparenz nachsagen kann. Damit sie ihre Glaubwürdigkeit eben behalten.

Leider sind Sie dem fatalen Irrtum aufgesessen, dass es besser wäre, eine Kooperation mit Ihrem Unternehmen würde nicht als solches gekennzeichnet. Und gleichzeitig hatten sie sogar noch den Einfall, auf die Inhalte eines Beitrags Einfluss nehmen zu wollen. Erinnern Sie sich beispielsweise an die Bloggerin, die ein Outfit-Posting mit Waren aus Ihrem Sortiment erstellt hat? Toller Beitrag eigentlich, denn sie hat gezeigt, wie toll sich Ihre Klamotten in ihren Kleiderschrank einfügen und wie sie daraus eine tolle Kombination zaubert. Damit Ihre Leser auch wissen, woher alle Einzelteile des Outfits sind, hat sie zu jedem Stück einen Link angegeben. Zu ihrem Unternehmen wie zu anderen Unternehmen. Das hat Ihnen gar nicht gefallen. Weil Sie in irgendeiner Marketingvorlesung mal nicht richtig hingehört haben und nur „Konkurrenzangebote“ und „ möglichst nicht bewerben“ aufgeschnappt haben. Und seitdem denken, immer konkurrenzlos auftauchen zu müssen.

Dass der Beitrag als sponsored post gekennzeichnet war, hat Ihnen auch nicht gefallen. Sie wollten lieber, dass die Bloggerin so tut, als sei das alles ganz von allein passiert. Vielleicht wäre es das irgendwann sogar, wenn die Bloggerin ohnehin mal etwas von Ihnen am Körper getragen hätte. Aber jetzt passiert das wahrscheinlich nicht so schnell, weil das Image Ihres Unternehmens bei der Bloggerin doch etwas gelitten hat. Weil sie es nicht so toll fand, dass Sie von ihr wollten, dass sie ihre Leser in die Irre führt.

Frau Lazando, das können Sie doch besser, oder? Vielleicht wissen Sie eigentlich auch, dass das ungeschickt ist, aber Ihr Marketingvorgesetzter will es so. Dann bestellen Sie ihm mal einen schönen Gruß: Er soll dringend mal mit Bloggern in den Dialog gehen. Sie kennenlernen und dazulernen. Oder den Job wechseln.

Abschließend noch etwas, das Ihnen vielleicht auch nicht bekannt war: Blogger treffen andere Blogger und reden mit ihnen über Erfahrungen mit Unternehmen. Offline wie online. Es gibt Facebook-Gruppen, in denen sogar Mailwechsel diskutiert werden. Vielleicht sollte es solche Gruppen auch für PR´ler geben, um dazuzulernen. Wollen Sie nicht vielleicht eine eröffnen? Ich würde schreien vor Glück!

Gute Reise ins Blogland!

Ihre Sandra Lachmann