Blogland – Blogger Relations / Corporate Blogging

Hier geht´s auch um die äußeren Werte

Warum es wichtig ist, bei Blogger Events auch an die Optik zu denken

Samstag, 08. November 2014

Als ich gestern Abend durch meinen Instagram-Account scrollte, sah ich eine rote Torte. Immer wieder. Und Cupcakes. Und in weiß und türkis gestaltete kleine Geschenkpäckchen. Nein, diese Bilder sind nicht bei einem Geburtstag entstanden, sondern beim Blogger-Event von HEMA in der Filiale Essen. #hemalatenightblogging lautete das wiederkehrende Hashtag für die abendliche Veranstaltung, bei der die Teilnehmer_innen 15 Prozent bei ihrem Einkauf sparen konnten.

Warum ist mir dieses Event einen eigenen Blogeintrag wert?

Weil ich bei den Bildern schmunzeln musste. Weil sie mal wieder etwas auf sehr prägnante Weise zeigen, was ich in Beratungsgesprächen immer sage, was allerdings häufig nur mit einem Stirnrunzeln kommentiert wird. Ich versuche nämlich immer deutlich zu machen, dass es wichtig ist, in ein fotogenes Buffet und in zwei, drei andere Details zu investieren, die den Bloggern ein Bild bei Instagram oder auf dem Blog wert sind. Denn so bitter es ist, liebe PR-Kolleg_innen und Unternehmensvertreter: Die inhaltliche Tiefe eines Themas wird rund um ein Blogger Event leider kaum an die Follower und Leser weitergegeben.

In Bezug auf gestern zeigt sich das ganz schön. Alles, was ich vom HEMA-Event bei Instagram mitbekommen habe, ist Folgendes:

  1. Es waren recht viele Bloggerinnen vor Ort.

  2. Es gab einen großen roten Kuchen und detailreiche Cupcakes.

  3. Es gab ein prallgefülltes Goodiebag.

  4. Es gibt aktuell einige schöne Produkte bei HEMA, die ich mir in meiner Wohnung auch gut vorstellen kann.

Was das Unternehmen HEMA so treibt, welche Kollektionen sie gerade vorrätig haben, ob es sonst noch Neuigkeiten aus dem Unternehmen gibt - keine Ahnung. Dabei war der Geschäftsführer von HEMA vor Ort und hat einige Infos gegeben. Transportiert haben sie sich im Social Web auf Anhieb nicht. Vielleicht wird jemand in einem Blogbeitrag ein paar wenige Worte dazu verlieren, schließlich wird unter allen entstehenden Beiträgen der schönste nochmal mit 50 Euro prämiert. (Das finde ich persönlich ja ziemlich fragwürdig, aber solange Blogger sich eben auf diese Weise für besonders lobende Worte kaufen lassen, wird sich so ein Prozedere leider auch nicht ändern.) Oft bleiben die einleitenden Worte der Unternehmensvertreter und Hintergrundinformationen jedoch unerwähnt.

Zack! Zack! Kaufabsicht!

ABER: darum geht es bei dieser Online-Kommunikation eben auch nicht. Der genannte letzte Punkt, der “Will ich auch haben”-Effekt, ist das Ziel. Und das erreicht man eben, indem man bei der Planung auf Elemente achtet, die nahezu jeder ablichten möchte. Denn hier macht´s die Messe. Wenn ich etwas einmal bei Instagram sehe, dann fällt es mir noch nicht ins Auge. Wenn allerdings ein Motiv plötzlich zigmal bei uferschiedlichen Usern gezeigt wird, dann schaue ich mal genauer hin, wo sie gerade unterwegs sind. Zack lande ich beim Hashtag #hemalatenightblogging (über die Notwendigkeit von Hashtags habe ich bereits hier geschrieben), zack klicke ich es an, zack sehe ich alle Bilder des Events, zacke sehe ich eine Vase, die ich haben will. Fertig ist der Kaufimpuls. Natürlich gilt das gleiche Prinzip auch bei Events, die eine Museumseröffnung, ein Reiseziel oder eine Dienstleistung behandeln.

Tipps für die richtige Optik

Grundsätzlich gilt es folgende optische Finessen bei der Planung eines Blogger Events zu beachten:

  1. Location: Ideal ist ein Ort, der schon durch sein Ambiente, seine Helligkeit oder seine Außergewöhnlichkeit zum Fotografieren einlädt. Daher fanden in diesem Jahr gefühlt hundertsiebzig Lifestyle-Bloggertreffen in Hamburg im bzw. in Berlin in statt.

  2. Ausstattung: Bei den Farben von Servietten, Wabenbällen, Stühlen, Stiften, Beleuchtungselementen oder Ähnlichem sollte in einem guten Maß das Corporate Design berücksichtigt werden. Firmenfarben machen sich gut, alles andere mit Firmenlogos zuzukleistern ist hingegen zu plump.

  3. Buffet: Fingerfood landet recht häufig auf Bildern, eine große Schale Kartoffelsalat natürlich nicht. Das Auge isst und fotografiert mit.

  4. Fotogene Überraschungen: Ein, zwei Stationen, die sich als Bildmotov eignen, sollten dringend integriert werden. Das simpelste sind Photoboots, die kann ich persönlich allerdings kaum noch sehen. Sie funktionieren aber immer. Aber auch spannendere Ideen fallen einem themenbezogen sicher ein - vielleicht ist es eine für das Projekt angesparte Wand, ein besonderer Oldtimer oder eine riesige bunt bestückte Wäscheleine. Es gilt: Kreative Ideen sind dringend erwünscht und werden mit vielen Bildern belohnt.

  5. Der wichtigste Tipp: Niemals die Sinnhaftigkeit des Ganzen in Frage stellen! Ich verstehe gut, dass es rational tatsächlich wie überflüssiger Chi Chi eines Kindergeburtstags aussieht. Aber Kommunikation und Marketing folgen eben Emotionen und sind in gewisser Weise ein Spiel. Es nicht mitzuspielen oder gar mit dem Finger auf Menschen zeigen, die eine rote HEMA-Torte online stellen, ist einfach unklug. Warum sollen Blogger ihr Essen nicht fotografieren? Andere Menschen haben andere Hobbys, die man manchmal auch nicht versteht. Und mal ganz ehrlich: Die Gestaltung eines Yoghurtbechers oder einer Eintrittskarte geht wochenlang über viele Schreibtische eines Unternehmens, weil sie ebenfalls den Adressaten emotional und strategisch günstig beeinflussen soll. Das ist nicht verpönt, aber die Frage nach den Cupcakes ist Kindergarten? Finde ich nicht.

Also, nur Mut mal oberflächlich zu sein. Bei der Planung eines Blogger Events darf man das ausnahmsweise sein! Sich darauf zu beschränken, halte ich allerdings für unangemessen - authentische Botschaften gehören ebenso zu einer solchen Veranstaltung. Es geht um beides: die inneren und die äußeren Werte. Die äußeren lassen sich halt einfach besser in den Sozialen Medien spielen….

Koffer: Veranstaltung, Blogger Relations