Blogland – Blogger Relations / Corporate Blogging

Blogger-Verteiler erstellen - so geht´s! [Teil 1]

Wie man passenden Blogs findet und qualitativ bewertet

Montag, 23. März 2015

Vor einer Weile ist etwas Kurioses passiert: Als Bloggerin stand ich plötzlich dort vor Publikum, wo sonst die SPIEGEL-Chefredaktion zuhause ist - im Konferenzraum K4 des prägnanten gläsernen Dreiecks-Gebäude auf der Ericusspitze. Print meets Blogging! Ein bißchen Symbolcharakter hatte das ja schon, ist es für mich doch immer wieder müßig, darüber zu diskutieren, was die Unterschiede zwischen Print und Online ausmacht. Viel mehr sollte man die Kraft darauf verwenden, gemeinsame Sache zu machen. Aber das ist ein anderes Thema. Eigentlich will ich nämlich auf etwas ganz anderes hinaus. Auf die zwei Fragen, die mir bei Vorträgen oder in Gesprächen am häufigsten begegnen:

“Wie finde ich Blogs, die zu meinem Unternehmen / meinem Produkt passen?” und

“Wie unterscheide ich einen guten von einem schlechten Blogs?”

Auch im zweitägigen Workshop “Blogger als Zielgruppe der PR-Arbeit”, den ich beim SPIEGEL im Rahmen der AVP-Jahrestagung leiten durfte, standen sie wieder drängend im Mittelpunkt. Höchste Zeit, auch hier auf dem Blog mal ein paar Worte dazu zu verlieren.

Heute gebe ich Tipps, wie jeder Mitarbeiter einer PR-, Kommunikations- oder Marketingabteilung einen Blogger-Verteiler zusammenstellen kann. In einem zweiten Beitrag erkläre ich dann, wie man aus der Fülle an geeigneten Blogs die zum eigene Vorhaben am besten passenden herausfiltert. Verteilererstellung ist nämlich zu einem großen Teil Fleiß- und Handwerksarbeit. Der Rest ist der Social Web-Instinkt, den man sich über die Jahre so aufbaut. Legen wir also los….

Gibt´s dafür keine Suchmaschine?

Ich spüre bei meinen Gesprächspartnern und Workshop-Teilnehmern immer wieder den großen Wunsch nach einem Online-Fundus, wo man ein Stichwort wie “Frozen Yoghurt”, “Staubsauger” oder “Lissabon” eingibt und auf einen Blick die wichtigsten 50 Blogs zu dem jeweiligen Stichwort ausgespuckt bekommt. So eine verlässliche lückenlose Seite hätte ich auch gern, es gibt sie aber nicht. Jedenfalls nicht in der Form, wie man sie für eine langfristige, qualitativ orientierte Arbeit braucht. Denn die qualitative Bewertung darüber, ob ein Blog zu einer Marke passt, kann mir ein voreingestellter Logarithmus kaum abnehmen.

Schauen wir uns das einfach am Beispiel an: Der norddeutsche Frozen Yoghurt “mien fro´Natur”, der in Schleswig-Holstein hergestellt wird, passt grundsätzlich nicht nur zu Foodblogs, sondern könnte beispielsweise auch auf einem Blog, der den Norden in den Blick nimmt, oder als best practice-Beispiel auf einen Gründerinnen-Blog gut aufgehoben sein. Vielleicht schickt man auch einen Blogger, der regelmäßig über Familienurlaub auf dem Bauernhof schreibt, auf dem zuliefernden Hof Kruse vorbei, um hinter die Kulissen der Milchproduktion zu schauen. Die möglichen Ansätze sind vielfältig. Wie sollte eine Suchabfrage auf einer Website all diese Ansätze beim Ausspucken der Ergebnisse berücksichtigen? Unmöglich.

Und so muss ich in jedem Workshop die Hoffnungen auf eine Zauber-Website mit folgenden Worten zerstören: “Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Zeit für den Verteileraufbau aufzubringen. Sie müssen Blogs und deren Kanäle selbst aufspüren.”

Fünf Schritte für eine grobe Orientierung

Eine grobe Vorauswahl zu treffen, ist gar nicht mal so schwer. Die größere Herausforderung ist tatsächlich, aus der Fülle der Treffer die “guten” Blogs herauszufiltern. Aber dazu kommen wir im nächsten Beitrag. Erst einmal schauen wir uns die fünf Schritte an, die man zunächst in Ruhe gehen sollte:

Schritt 1: Annäherung über Ranking-Dienste

Der von PR´lern so gewünschten Website, auf der man nach Bloggern suchen kann, kommen aktuell einige Ranking-Dienste noch am nächsten. Ich empfehle sie allerdings nur für einen allerersten Schritt in die Blogosphäre, mit dem man zumindest schon mal in die richtige Richtung losläuft. Konkret gibt es beispielsweise die Plattformen Deutsche Blogcharts, Labs oder Blogoscoop, die Auskunft über reichweitenstarke Blogs geben bzw. eine Suche nach Stichworten ermöglichen.

Schritt 2: Recherche über Hashtagsuche

Jede Organisation, die im Social Web aktiv ist, tut gut daran, die für ihre Zwecke passenden Hashtags festzulegen und konsequent zu nutzen. Warum das so wichtig ist, habe ich in einem eigenen Artikel bereits erklärt. Aber auch bei der eigenen Suche nach Blogs helfen Hashtags ungemein. Kehren wir zurück zum Frozen Yoghurt aus dem Norden: #schleswigholstein #norddeutschland und #nordsee könnten helfen, Blogger zu finden, die eine thematische Nähe zur Herkunftsregion haben. Nach Verwendern des Hashtags #glutenfrei zu suchen, ist dringend nötig. Und sich den Hashtag der Konkurrenz, beispielsweise #mövenpick, vorzunehmen, kann ebenfalls nicht schaden. Auf diese Weise findet man weitere Influencer, die ein offenes Ohr für eine Ankündigung zum Frozen Yoghurt haben könnten.

Schritt 3: Google ist Dein Freund

Ja, ich google bei der Suche nach passenden Bloggern natürlich auch. Beim Frozen Yoghurt würde ich beispielsweie nach “Blog Rezept Eis” oder auch “Blog Reise Urlaub Bauernhof” suchen.

Schritt 4: Die gute alte Blogroll

Sie wird seltener, aber es gibt sie noch: Die Blogroll. Dahinter verbirgt sich eine Empfehlungsliste, die ein Blogger auf seine Seite stellt. Dort fasst er die Blogs zusammen, die er entweder selbst liest oder aus einem anderen Grund als spannend für seine eigenen Leser hält. Hat man also einen Blog identifiziert, der hervorragend zum eigenen Vorhaben passt, kann man davon ausgehen, dass auch diese Blogroll einige gute Treffer zutage fördert.

Schritt 5: Netzwerke anzapfen

Es sollen Blogs aus dem Ruhrgebiet sein? Dann lohnt sich ein Blick auf die Blogowski. Foodblogs werden gesucht? Die Website Köstlich & Konsorten hat eine lange Liste, aber auch der Blick auf die Gewinner von Foodblogger-Wettbewerben ist zu empfehlen. Reiseblogger haben sich in eigenem Kollektiv zusammengeschlossen und die Reviews auf Tagungen wie die BLOGST sind ebenfalls ein Sammelbecken von zahlreichen Blogs, in denen man stöbern kann. Kurz gesagt: Wer am Ball bleibt, wo sich Blogger unter bestimmten Gesichtspunkten zusammenschließen, findet auf einen Schlag viele Kontakte.

Ich wette, nach diesen fünf Schritten hat man eher zu viele als zu wenige Blogger gefunden, die für eine Zusammenarbeit infrage kommen. Daher muss man dann etwas genauer hinschauen, welche es tatsächlich sein sollen. Welche Möglichkeiten man dabei ausschöpfen kann und warum “gut” nicht immer nur “reichweitenstark” bedeutet, verrate ich bald im zweiten Teil von “Blogger-Verteiler erstellen - so geht´s!”.

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